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Vorwort Alle Welt weiß es – und das heißt in diesem Fall, die ganze damalige Welt im 13. Jahrhundert –: Federico, Friedrich II. war ein außergewöhnliches Mensch. Denn Federico rief Faszination hervor und zwar in einer unwiderstehlichen Weise. Um sich durchzusetzen, hatte er es nicht nötig, sich in eine höhere Spannung hineinzusteigern, oder sich auf Gott zu berufen. Er war außergewöhnlich, gewiss, aber innerhalb eines eigenen, ihm zustehenden Maßes, mit einer Natürlichkeit, die ihm die Natur gegeben hat. So viel Leben strömte Geist aus. Und mit welcher Macht! Seine Feinde waren in erster Linie die Päpste, die nur eines wollten, die dauernde und unmittelbare Herrschaft der Kirche in ganz Süditalien zu schaffen. Federico stand Ihnen im Weg, er sollte beseitigt werden, denn er warnte, die Päpste hätten längst die Lehre Christi verlassen und schwelgten in Macht, Reichtum und Wucher, Dinge die sie nach außen verdammen. Er zweifelte an der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche und hatte erkannt, wie sie "Unglaubwürdigkeit züchteten", weil die Kirche lehrte, sie und ihr Kult wären "allein seligmachend", und Zweifler und Andersgläubige müssten später in eine ewige Verdammnis. Was wir heute wissen, Federico brachte die damalige Welt in Berührung mit einer Welt außerhalb der Kirche, mit dem Grundgefüge, oder Ursprung einer Welt ohne bestimmende Päpste. Aber nicht etwa aufgrund eines gehäuftem exzentrischem Verhaltens,  sondern infolge der Ursprünglichkeit und Klarheit seines Geistes. Er war zu seiner Zeit, ein mit äußerster Frische sprudelnder Quell natürlicher Lebensintensität, harmonierte vollkommen mit seiner unablässig tätigen Erfindungsgabe und mit dem Strom seines Geistes. Sein Leben war auch durchweht von Anmut, die nicht auf seinen Gaben in der Konversation, in Dichtung, Musik, Malerei und Technik beruhte. Es musste etwas Tieferliegendes und Ursprünglicheres gewesen sein, vielleicht war das Wichtigste bei Federico, dass er Federico war. Erst in zweiter Linie bestätigt ihn vielleicht sein Können, denn wir dürfen nicht vergessen, in welchem Jahrhundert Federico lebte. Zunächst ist da einfach ein Geschöpf, in dem ganzen Glanz seines damaligen Daseins. Dieser Glanz gab ihm auch Sympathie. Diese Sympathie war seine zentrale Macht, seine Art, mit dem Nächsten in Verbindung zu treten und sich mit den Dingen in Einklang zu wissen, sein Genie: das Genie eines Magneten, der alles an sich reißt. Und wie sollte auch ein solcher Grad von Vitalität nicht verführen, da es nichts Verführerisches gibt als das offensichtliche Leben selbst?
zum Buch Federico
zu Federico „Friedrich II“. zu Federico „Friedrich II“.